Ganz viel Wut…..
Immer wieder berichten Familien, dass ihre Kinder sehr viel Wut zeigen. Welche Hintergründe kann es dafür geben? Z.B.:
Warum ich? Es kann sein, dass sich Kinder mit zunehmender kognitiver Entwicklung die Frage stellen, warum sie von dem Schicksal Adoption betroffen sind. Das bedeutet konkret, von den leiblichen Eltern weggeben worden zu sein. Kinder erleben dies als persönlichen Makel:
– Ich bin nicht liebenswert!
– An mir muss etwas falsch sein, wenn ich weggegeben werde!
– Bin ich zu hässlich?
Das Ausgeliefert sein macht ein Gefühl der Ohnmacht, der Abwehr und erzeugt Wut und/oder Trauer.
Diese Gefühle brauchen Wahrnehmen und Gesehen werden. Es nützt dem Kind nicht, wenn die Eltern trösten und sagen, dass die Kinder es doch gut haben. Selbst wenn dies stimmt, ist an erster Stelle die Anerkennung der Gefühle Trauer und Wut sehr wichtig, damit sie nicht in die Verdrängung geraten, die Wut sich nicht gegen sie selbst richtet, z. B. durch Selbstverletzung, der Gefahr von Unfällen, und in das Vermeiden von Beziehungen.
Wut macht Distanz und mit Trauernden will auf die Dauer niemand etwas zu tun haben, womit sich ein Teufelskreis erfüllt. Viele erwachsene Adoptierte berichten von Schwierigkeiten, Beziehungen dauerhaft zu halten.
Manchmal werden Beziehungen sehr schnell geknüpft und idealisiert. Macht der Andere einen Fehler oder leitet einen Wunsch nach mehr Nähe ab, erfolgt der Rückzug. Das passiert auch Menschen mit einer sog. Frühen Störung. Sie konnten kein Vertrauen in Beziehungen entwickeln, weil es zu einer frühen Trennung kam.
Mir geht es nicht alleine darum, sog. defizitäre Reaktionen aufzuzeigen. Mir geht es auch darum, Wege der Lösung aufzuzeigen und dem ganzen die Schwere zu nehmen. Dazu gehören für mich:
– Das Wahrnehmen der Symptome, das Annehmen und Wertschätzen
– Das bewusste Gegensteuern und Lernen von Bewältigungsmechanismen
– Dabei brauchen die Kinder die Unterstützung der Eltern
Adoption gelebt ist eine spannende alltägliche Herausforderung! 7. August 2015