Co-Abhängigkeit im persönlichen Kontext – Wer hat die Verantwortung?
Es gibt eine persönliche Verantwortung und eine Verantwortung, die durch Bindung entsteht.
Auf der Paarebene besteht Gleichwertigkeit im Geben und Nehmen und in der Verantwortung. Da ist von der systemischen Sichtweise die Empfehlung, vom Guten immer ein bisschen mehr zu geben und vom Schwierigen etwas weniger zurück zu geben. Der Verzicht darauf kann Überheblichkeit bedeuten. Ich stelle mich dann über den Partner. Damit ist die Gleichwertigkeit gestört.
Eltern sind in der Verantwortung den minderjährigen Kindern gegenüber. Sie geben, die Kinder nehmen und geben an ihre Kinder das, was sie bekommen haben auf ihre Art und Weise weiter. Co-abhängiges Verhalten entsteht, wenn Eltern nicht die Verantwortung für sich und ihre Angelegenheiten übernehmen und die Kinder auf ihre Ebene der Verantwortung ziehen, z. B. dadurch, dass die Kinder Besorgungen (Alkohol) machen sollen, im Übermaß zur Geschwisterbetreuung herangezogen werden. Das bedeutet Überforderung für ein Kind. Es ist noch gar nicht reif und kann auch sein Kindsein nicht richtig ausleben.
Die Kinder fühlen sich u.U. vorübergehend stark, verlieren aber den Respekt vor den Eltern, was ihrer Seele nicht gut tut.
In der systemischen Sichtweise frage ich immer:
Stimmt die Ordnung in der Familie? Sind Eltern Eltern und Kinder Kinder?
Muss eine zuviel übernommene Verantwortung an die Eltern zurück gegeben werden, damit das Kind die eigene Last abgeben kann?
Muss jemand sein Kleinsein spüren und in das innere Kind schrumpfen, damit sie/er aus der Anmaßung in Form von Co-Abhängigkeit aussteigen können? Es geht darum wieder zu lernen, sich selber zu spüren, anstatt in Anspannung zu schauen, wie es den anderen geht und dann zu „wissen“, was die Anderen tun müssen? Verantwortung zurück zu geben ist nicht immer leicht, weil damit auch ein Machtverlust verbunden ist.